Arktis – Arctic – Arctique

Die Künstlerin Stéphanie Bucher widmet sich der Arktis. Besonders fasziniert sie die Transformationsprozesse des Wassers. Sie untersucht, wie dieses Element, das zuerst als dicke Eisschicht auf der Landoberfläche existiert, zu nomadischen Eisbergen mutiert und schließlich schmilzt, um die Umgebung und das Habitat von Walen, Fischen und der gesamten Unterwasserwelt zu bilden. Hierbei verwandelt sich feste Materie in Flüssigkeit. Es ist die wandernde Natur der Masse die für die Formung Lebensumgebungen verantwortlich ist und die Verschiebungen die sich mit sich Zeit bilden Strom. 

Ein glaziologischer Prozess, der das Spannungsfeld zwischen Festigkeit, Sesshaftigkeit und fließendem Nomadentum katalysiert, ist das sogenannte « Kalben ». Dabei handelt es sich um den Prozess, bei dem große Eismassen abbrechen und die abgebrochenen Eisstücke von der Gletscherfront ins Wasser fallen, wodurch neue, eigenständige Entitäten – nämlich Eisberge – entstehen. 

In Buchers Arbeit wird versucht, diese Spaltung, dieses Brechen oder Aufbrechen visuell darzustellen. Buchers Werke suchen nach materiellen Stimmungen, die in ihrer tiefen Ursprünglichkeit auch philosophische und anthropologische Fragen berühren. Der Eisberg wird als ein Symptom der Teilung dargestellt, wodurch er zum Symbol für den Nomaden wird – zwischen Wasser und Land, fest und flüssig, Masse und Individualität. Genau in dem Moment des Kalbens wird er zum Individuum. Ihre künstlerische Antwort bewegt sich von der Materie zur Analogie des « global flow », den Arjun Appadurai in seinem Essay « Disjuncture and Difference in the Global Cultural Economy » aus anthropologischer und soziologischer Perspektive beleuchtet.


Forêt – Wald – Forest

« Es ist das Laub der einzelnen Stämme, das ineinandergreift und ein zusammenhängendes Dach bildet, es ist das Laub, das so viel vom Lichte abhängt und den großen, gemeinsamen Waldschatten wirft « 

Elias Canetti (1905–1994), »Der Wald«


Wood – Holz – Bois

Holz, robust und vielseitig speilt seit Jahrtausenden in unserem Alltag eine zentrale Rolle. Seine Strukturen bilden ein Netz aus fasern und adern die durch ihre Komplexität und Schönheit dis Sinne erregen. Es wurde viel gebaut mit Holz und ist der Menschen Hand ein vertrautes Material. Holz besteht aus einer Vielzahl von Zellen, von denen die Xylemzellen besonders bemerkenswert sind.

Das Xylem, oft als das « Holz » des Baumes bezeichnet, hat die Hauptaufgabe, Wasser und darin gelöste Nährstoffe von den Wurzeln bis zu den Blättern zu transportieren. Es besteht hauptsächlich aus Zelltypen wie Tracheiden und Gefäßen, die dazu dienen, diese lebenswichtige Flüssigkeit aufwärts zu leiten. Dabei sind es die Xylemzellen, die dem Holz seine Festigkeit verleihen und es gleichzeitig ermöglichen, das Wasser effizient zu transportieren.

Wenn man einen Querschnitt eines Baumstamms betrachtet, kann man Jahresringe sehen. Jeder Ring repräsentiert ein Jahr im Leben des Baumes. Diese Ringe sind im Grunde Ansammlungen von Xylemzellen, die in jenem Jahr gebildet wurden. Die Unterschiede in der Breite und Farbe dieser Ringe können dabei Auskunft über die Umweltbedingungen geben, denen der Baum in jenem Jahr ausgesetzt war.

Die Xylemzellen sind nicht nur für die Transport- und Stützfunktionen im Baum verantwortlich, sie erzählen auch Geschichten über die Umwelt, in der der Baum gelebt hat: von Dürreperioden, regenreichen Jahren, Krankheiten und sogar von Waldbränden.

Holz ist nicht nur ein Material für den Bau oder die Herstellung von Möbeln, es ist ein lebendiges Archiv der Natur, geformt von Xylemzellen, die den Fluss des Lebens in sich tragen. Es ist ein Zeugnis für die enge Beziehung zwischen der Umwelt und den Organismen, die in ihr leben, und ein stummes, aber eindrückliches Beispiel für die Wunder der Natur.